Motorradbekleidung hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Es kommen immer mehr High-Tech-Stoffe auf den Markt, die z.T. die höchsten Anforderungen der EN 17092: 2020 erfüllen. Dieses Thema wird gerne heiß und innig im Zusammenhang bei Damen-Sicherheitsleggings diskutiert.

 Motorradbekleidung fällt seit 2018 unter die PSA-Verordnung. PSA bedeutet Persönliche Sicherheits Ausrüstung. Somit muss jegliche Motorradklamotte einem Test unterzogen werden.

 

 

Welche Schutzstandards für Motorradbekleidung gibt es? 

Höchstes Schutzlevel bei Aufprall und Abrieb

Mittleres Schutzlevel bei Aufprall und Abrieb

Niedrigstes Schutzlevel bei Aufprall und Abrieb

b

Bietet nur Abriebschutz

EN 17092-6:2020

C Over (CO) bietet nur Aufprallschutz

EN 17092-6:2020

C Uver (CU) bietet nur Aufprallschutz

 Dabei geht es hier nur um Bekleidung! Motorradhandschuhe und Motorradstiefel haben wiederum eine andere CE-Prüfung

Nach welchen Kriterien wird geprüft?

Maßhaltigkeit

Gibt der Hersteller an, dass ein Kleidungsstück gewaschen oder chemisch gereinigt werden darf, muss das Prüfverfahren EN 13688 durchgeführt werden. Die Messung der Maßänderung erfolgt nach ISO 5077. Die Veränderung der Größe darf +-5% nicht überschreiten.

Aufprallenergieabsorption

Die Klassen AAA und AA müssen zwingend Ellbogen-, Schulter-, Knie- und Hüftaufprallschutz beinhalten. Die Schutzklasse A kann (!) einen Hüftprotektor beinhalten, ist aber nicht zwingend notwendig. Die Protektoren sollten der EN 1621 entsprechen.

Bei Klasse B gilt der gleiche Abriebschutz wie bei A, allerdings sind in diesen Kleidungsstücken keine Protektoren enthalten.

Klasse C bietet nur Auprallschutz und kann unter Schutzkleidung der Klassen AAA, AA, A, B getragen werden.

Schlagabriebfestigkeit

Hier kommt der "Durchschnittsbiker" zum Einsatz: 75 kg schwer und 1,75 m groß. Diese Parameter werden angewandt beim Test: Man simuliert das Gleiten des Menschen von variablen Startgeschwindigkeiten aus bis zum Stillstand auf einer realen Betonstraße. 

Alle herausnehmbaren Einlagen (z. B. Windstopper oder Wärmefutter) werden aus dem Anzug entfernt und die schwächste Kombination getestet. Es werden drei Proben des Materials in Kett-, Schuss- und 45-Grad-Haltern montiert - das Darmstädter Verfahren. Sie werden dann an rotierenden Armen befestigt, die auf einer Betonfliese angeordnet sind. Wenn die gewünschte Geschwindigkeit erreicht ist, wirken die Proben auf die Oberfläche und stoppen auf natürliche Weise. Wenn die Proben den Test nicht durchstoßen, wird der Test noch zweimal wiederholt. Für den Durchgang gibt es in der dem Körper am nächsten gelegenen Schicht keine Löcher mit Öffnungen von 5 mm oder mehr in irgendeiner Richtung. 

Weitere Information dazu findet Ihr auch hier: Testcenter Rhein-Main

Nahtfestigkeit und strukturelle Verschlüsse

Die Nähte und Reisverschlüsse werden auf Stichfestigkeit geprüft.

Reißfestigkeit

Es werden drei Proben in Bezug auf die Kette und drei Proben in Schussrichtung für jede Region genommen, die eine strukturell starke Schicht und Protektorentaschen enthalten. Diese werden dann nach EN ISO 3377-2: 2016 geprüft.

Bei Leder werden drei Muster aus pralleler und vertikaler Richtung entnommen und nach  EN ISO 4674-1: 2016 geprüft 

Zweiteilige Bindung von Anzug und Ärmel

Zweiteilige Anzüge werden angebracht und eine Kraft von 60 N wird 100 Sekunden lang angewendet. Danach wird eine visuelle Beurteilung durchgeführt, um sicherzustellen, dass keine Lücken oder Verbindungsfehler vorhanden sind.

Passform und Ergonomie

Die Motorradkleidung muss gemäß dem Größenetikett des Herstellers und den angegebenen Passungsinformationen passen. Der Träger/Prüfer muss alle erforderlichen Bewegungen ausführen, während er die Motorradschutzkleidung tägt.


Was bedeutet das in der Praxis?

Die Klassen entsprechen ungefähr einem Sturz mit folgender Geschwindigkeit:

  • A = 45 km/h
  • AA = 70 km/h
  • AAA = 120 km/h

ACHTUNG: Dies sind alles theoretische Werte! Auch wenn die Motorradbekleidung in einem Labor einigen Tests unterzogen wurde, bedeutet es nicht, dass die Sachen bei einem Unfall a) unversehrt bleiben und b) 100% schützen.

Motorrad-Leggings sind aber nicht sicher!

Motogirl Motorrad-Leggings

Jeder Unfall ist anders, die Menschen, die in den Klamotten stecken, sind völlig unterschiedlich und eben nicht der angenommene Durchschnittsbiker mit 75 kg und 1,75 m. Alles das lässt sich nicht mit Standardtests darstellen. Es hilft aber zumindest, einen gewissen Standard bezüglich Abriebfestigkeit und der Festigkeit der Protektoren zu etablieren.

Dress for the slide - not for the ride

Ich denke, wir sind uns einig, dass Sicherheitsbekleidung beim Motorradfahren wichtig, richtig und sinnvoll ist.

Die Standardisierung der Tests gibt einem die Möglichkeit, Sicherheitsbekleidung miteinander zu vergleichen. Wobei wir nun bei meinem Lieblingsaufreger-Thema 😜 sind:

Motorrad-Leggings und -Jeans sind überhaupt nicht sicher! Nur Textil (Touren) oder Leder schützen!

Diese Aussage ist vollkommener Blödsinn, denn die CE Norm macht alle Motorradsicherheitsbekleidung vergleichbar!

Habe ich eine Leggings AAA, hat sie die gleichen Tests bestanden, wie eine Lederhose AAA. Ich weiß nicht, warum dann immer noch Herumdiskutiert wird. Die Kleidung ist CE geprüft und entspricht einer der o.g. Klassifizierungen. Da gibt's nichts dran zu rütteln.

Entsprechend ist eine Motorrad-Leggings AAA (die gibt's tatsächlich von Motogirl -> Leggings Sherrie) "besser" als eine Touren-Textil Hose mit Schutzklasse A. Es gibt AAA-Leggings zum Unterziehen unter normale Hosen. Dann sieht man gar nicht mehr, dass man trotzdem sicher unterwegs ist.

Fazit Motorradsicherheitsbekleidung

Es muss heutzutage nicht mehr der unbequeme Lederanzug sein. Für die unterschiedlichsten Motorradstilrichtungen gibt es mittlerweile unterschiedlichste Sicherheitsbekleidung. Logisch wird keine Rennambitionierte mit einer Kevlarjeans auf die Renne gehen. Doch die Auswahl für luftige,stylishe und sichere Sommerbekleidung wächst. Man muss eben nicht mehr das ganze Jahr im Touren- oder Lederoutfit rumfahren.

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