Eisen muss sein

Barbara ist mir von ihrer Mitarbeiterin vorgeschlagen worden, und nach meiner Anfrage hat sie auch "Ja" gesagt. Barbaras Geschichte ist geprägt von ganz schön viel Eisen. Lest selbst:

Angefangen mit einer 80er-Jahre typischen Suzuki GS80 hat sie sich mit 17 die Zulassung zum vorzeitigen Führerschein Klasse 1 erstritten. Auf einem Bein kann man nicht stehen, neben ihrer Yamaha RD250 hat sie ihrer Cousine eine Honda CM400T abgekauft. Mit Barbaras handwerklichem Geschick wurde an der Yamaha herumgebastelt, doch irgendwie war das Motorrad nicht das, was zu ihr passte. Sie wollte richtiges Eisen. Zu der Zeit kam die Honda CB750C auf den Markt:

für mich ein supergeiles Teil und zu dieser Zeit ganz sicher eine "dicke" Maschine

Doch leider unerschwinglich. Insgeheim schlummerte noch ein ganz anderer Wunsch in ihr: Eine Harley-Davidson! (Anm. d. Red.: Damals war das noch keine Massenware).

Während ihrer Ausbildung als Maschinenschlosserin bei einem Uerdinger Chemiekonzern gab es das Weihnachtsprojekt, bei dem sich jeder Lehrling ein eigenes Werkstück bauen durfte. So fertigte Barbara einen Öltank aus Spiegel-VA für ihre - noch - imaginäre Harley. An der Erfüllung ihres Traums arbeitete sie zielstrebig: neben der Ausbildung schlosserte und werkelte sie bei einem Harley-Händler. Die Harley-Teil-Sammlung wurde größer und ihr Wissen und Erfahrungsschatz rund um die Eisenhaufen aus Milwaukee wuchs ebenso. 

Bei einem Harley-Dealer in Köln-Mülheim entdeckte sie einen 1957er Straightleg-Starrahmen für preiswerte 500,- DM. Kann man sich heute kaum noch vorstellen, denn diese Rahmen werden derzeit um die 7000,- € gehandelt. Aber was macht man mit einem Rahmen? Genau! Motor suchen - denn alle anderen Teile hatte Barbara nach Ihren Vorstellungen zusammengesammelt. Bei einem bekannten Münchner Harley-Händler wurde sie fündig: ein zerlegter 1200er Shovelhead machte sich auf den Weg nach NRW. Mit ihrem geballten Technik-Wissen baute sie "ihre" Harley zusammen.

Noch heute sehe ich die Gesichter der Kollegen, als ich das erste Mal mit meiner Harley-Davidson, eingetragenes Baujahr 1957, vorfuhr.

Dagegen konnte die kleine Honda CM400T nicht anstinken - so musste sie weichen. Das Leben ist aber selten eine gerade Autobahn. Manch eine Kurve will bewältigt werden: Barbara begann nach Ihrer Schlosserlehre noch eine Ausbildung zur Lokführerin. Als Schlosser in einem Konzern verdiente sie gut, doch die Deutsche Bahn zahlte nicht so gut. Dazu kam noch eine eigene Wohnung, ein bißchen Wohlstand und damit die Trennung der mühsam selbstzusammengebauten Harley. Das bereut sie auch 30 Jahre später immer noch.

Dafür stieg sie bei den Großeisen ein: Sie erwarb eine Großdiesellokomotive. Etwas später kamen dazu noch zwei Elektrolokomotiven. Was macht Frau mit so viel Loks? Selbständig als Eisenbahndienstleister sein - siehe Reportagevideo unten.

Ihr Bruder hat Barbara 20 Jahre später wieder auf den "rechten Pfad" gebracht, als er mit seiner frisch gekauften Shovelhead bei ihr vorfuhr. Einmal Bikerin, immer Bikerin. Der Bruder und ihre Mitarbeiterin (die werdet ihr auch noch kennenlernen) motivierten so sehr, dass jetzt zwar keine Harley, aber das zweitschönste Bike - die Honda CB750C - in Barbaras Leben fuhr.

Nur zwei Kilometer von ihrem Wohnort entfernt wurde so ein altes Eisen angeboten - für einen Schnäppchenpreis von 300,- €. Entsprechend war aber wohl auch die Substanz: Zerrissener Sitz, angerostet und mit der Malerrolle matt-schwarz "lackiert". Doch genau das war's, was Barbara brauchte: Ein Projekt. Das gute Stück wurde auseinander genommen, von der Gabel bis zur Elektrik, vom Vergaser bis zum Motor und alles in Eigenleistung aufbereitet. Die Lackierarbeiten machte ein Profi in gewünschtem Rot-Metallic. Alte Maschinen haben zwar nicht so viel Schnick-Schnack, aber dafür gibt es immer mal wieder Engpässe in der Beschaffung von Ersatzteilen, besonders bei Maschinen, die nicht so häufig produziert wurden.

Heute kann ich mich über ein superschönes, gepflegtes und in manchen Details verfeinertes Motorrad freuen. Es macht mir große Freude, mit diesem Klassiker gemütliche Runden ausschließlich bei Sonnenschein zu drehen.

Honda fertig, doch das nächste Projekt steht schon bereit: Endlich wieder eine Harley-Davidson!

Anmerkung der Redaktion: Das Projekt würde ich nach Fertigstellung gerne sehen :-) !!!

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