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Katja Poensgen am Glemseck 101

Indian Motorcycle tritt beim Glemseck 101 vom 1. bis 3. September als Hauptsponsor auf und sorgt mit Katja Poensgen auf einer umgebauten Scout für Aufsehen. Eine weitere Power-Frau kommt aus dem Louis Lager: Stuntgirl und Model Mai-Lin Senf präsentiert das neue Louis Project Bike 2018, eine Indian Chief Vintage.

Indian Scout Bobber 2017
Vor ein paar Tagen flatterte die Pressemeldung von Indian in mein Emailpostfach. Eine Pressemeldung, die ich, wie so oft, nicht gleich geöffnet habe.

Bobber wohin man schaut

Ich komme ja aus dem Business und weiß, dass Pressemeldungen heutzutage Werbemails ähneln. Als mir dann wenig später auf allen Online-Kanälen die "Indian Scout Bobber" um die Ohren gehauen wurde, habe ich dann doch mal die PM geöffnet.

Me-too-triumph

Indian Scout BobberAls erstes kam mir in den Sinn "Oje, jetzt fängt Indian auch mit dem Bobber-ab-Werk-Gedöns an." wie Triumph am Anfang diesen Jahres - also ein typisches "Me-too" Produkt. Die Scout eignet sich absolut zu jedem möglichen Umbau. Ich glaube, es gibt momentan kein modernes "klassisches" Motorrad, das fast unbegrenzte Visionen zum Umbau hervorbringt - vom Bobber, zum Chopper, zum Café Racer...

Aber wieso einen Bobber ab Werk raus bringen? Mir wäre das einfach zu uniform. Für mich ist ein Bobber immer so individuell wie sein Besitzer. Na egal. 

Die inneren Werte zählen?

Indian Scout BobberSchauen wir doch mal auf die inneren Werte der Scout Bobber:

Zum Originalmodell hat die Bobber 7 PS weniger, nämlich "nur" 95 Pferdchen. Gut, das macht den Kohl nicht fett. Wer fährt das Ding auch schon mit über 200 km/h .... keiner. Außerdem verliert die Bobber zum Original noch 1Nm. Auch das ist nicht weiter erwähnenswert. Damit hat sie gesamt immer noch mehr Bumms als eine 1200er Sportster. Nebenbei - ich kann gar nicht glauben, dass eine Sporty XL nur 96 Nm und popelige 68 PS bei 268 kg Leergewicht hat.... Apropos Leergewicht: Die Bobber wartet hier mit 255 kg auf. Merke: Das ist genau 1 kg weniger als meine Scout hat. So ist also vom "strippen" nicht gerade viel weggestrippt. Wenn ich meinen Frontfender wegmontiere, habe ich garantiert das Kilo auch gespart.

Nein, ich will die Indian Bobber nicht schlecht machen - liegt mir genauso fern, wie die Triumph Bobber abzuwerten. Ich frage mich nur, was dieser momentane Hype um "Custom-Bikes-ab-Werk" soll - ist ja nicht custom, ist stinklangweilige Masse. Jaja, die wollen Geld verdienen ....

Oberflächlich betrachtet

Indian Scout BobberWeiter im Text - die äußeren Werte. Man wirbt im englischsprachigen Raum mit "all blacked out" - warum sind dann Brems- und Kupplungshebel im perfiden Alu-Ton? Wenn schon detailverliebt, dann richtig. Ist wie beim Triumph Bobber, der den häßlichsten Seitenständer sein Eigen nennt, den ich je gesehen habe.

Die Fußrasten sind ein wenig zurück verlegt. Ich nehme an, da wurde das Fußrastenkit für kleine Menschen verbaut, das bei der Original Scout als Zubehör zu bekommen ist. Das macht rd. 5 cm Verkürzung. Da darf man wie beim englischen Vorreiter, nicht zu groß sein, sonst bekommt man garantiert einen Krampf (wo auch immer ...).

Die Hitzebleche an den Krümmern gefallen mir wirklich gut. Die würde ich mir auch dran machen. Aber meine sind ja eh schon schwarz .... Wie es sich für einen Bobber gehört, kann man nur alleine damit fahren. Der Fahrer / Die Fahrerin dürfen auf einem sehr klassischen Sattel platz nehmen, der sogar einen halben Zentimeter höher ist, als bei seiner Schwester.

Das bringt uns nun zu dem Punkt, den ich nicht als unerheblich erachte: Bodenfreiheit. Die ist nämlich um 12 Zentimeter geringer, als bei meiner. Heißt im Klartext: die Bobber schraddelt viel eher. Ein Schräglagenwinkel von 29° im Gegensatz zu 33° sind schon nicht unerheblich. Je nachdem, wie und wo ich unterwegs bin, setze ich schon mal mit den Fußrasten auf. Man bedenke bei mir: ich habe mit Lederklamotten nicht mehr als um die 60 kg - wie schnell schraddelt dann ein Durchschnittsmann mit gut 20 kg mehr?

Das Bobberle ist ein wenig kürzer, was dem gebobbten (und nicht gechoppten) rückwärtigen Fender geschuldet ist. Dafür ist er etwas breiter. Doch von den Rädern und dem restlichen Exterieur macht es keinen Unterschied zum Ausgangsmodell. Bereift kommt der Bobber mit "Stollenreifen". Ich kann mir denken, dass das Gummi nicht zum übermäßigen Fahrkomfort beiträgt. Man kann ja später andere drauf ziehen.

Der flache Lenker erfordert eine nach vorne gebeugte Sitzposition - und leider auch hier fürchterliche Lenkerendenspiegel, die in D nach oben stehen müssen.

Eine Probefahrt würde mich schon sehr interessieren, da ich ja den direkten Vergleich habe.

Wat kost dat denn?

Indian Scout BobberSondermodelle haben ihren Preis. Der uniforme Bobberlook macht 600 Euronen mehr. Im Klartext: 13.990 Teuronen werden dafür aufgerufen.

Auf jeden Fall sind 600 Okken mehr, immer noch weniger, als würde ich mein Bike zum Schrauber meines Vertrauens zum Umbau bringen. Dafür muss ich aber damit leben, dass mein "Custom-Bike" eben nicht "custom" ist.

Persönlich bevorzuge ich es, für den Traum "meines" Bikes, schön zu sparen und dann immer mal wieder was anpassen zu lassen. Im Winter fahre ich ja nicht.

Ich mag die Scout, kein Zweifel. Ich mag auch die Aktivitäten, die Indian mit der Scout macht. Endlich mal was Frisches zum Harley Einerlei. Doch ich mag nicht immer alles.

Fotos: Indian Motorcycle

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